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Das Warten auf den Naturschutz


Leserbrief: Zum Thema Windenergie im Klosterwald

Das Warten auf den Naturschutz

Von Mario Baaz

Nun bewegt sich etwas! Hunderte Windkraftanlagen sind in Planung . Für das Gelingen der Energiewende werden schließlich noch 1160 neue Anlagen benötigt! Und das Land Baden-Württemberg ist im Hintertreffen! Nur 40 Anlagen sind erst genehmigt. Die Opposition spart nicht mit Häme. Schwere Hürden müssen für eine Genehmigung der Windkraftanlagen überwunden werden. Mit enormen Aufwand forschen Vogelkundler nach Vorkommen von Rotmilan und Fledermäusen! Der Ausbau der Windenergie im Ländle kommt also langsam in Fahrt. Große Hindernisse müssen augenscheinlich überwunden werden, um die Genehmigung für den Bau der Anlagen zu erhalten. Viele Standorte scheiden wegen Vorkommen von Rotmilan oder Fledermäusen, Wespenbussard oder Schwarzstorch aus. Ist dies in ganz Baden-Württemberg so? Nein! Ein fast vom Nachbarland eingeschlossenes Städtchen am Rande des Ländles fällt komplett aus dem Rahmen. Als ein Modellprojekt der Grün-Roten Regierung gebrandmarkter Standort brauchen sich die landeseigenen Investoren überhaupt keine Gedanken über den Naturschutz zu machen. Es fliegen zwar nachweislich über 18 Fledermausarten, der Rotmilan brütet im 1000-m-Radius des Gebietes und mit einem zweiten Horst knapp daneben, der Schwarzstorch hält sich regelmäßig im Gebiet auf, der Wespenbussard brütet inmitten des auserkorenen Gebietes, Graureiher fliegen im Frühjahr in großer Zahl von der Kolonie in Archshofen ein, um im feuchten Eichenwald erste Lurche zu finden, die seltene Gelbbauchunke kommt hier noch überall vor, Waldschnepfe, Habicht, Wiesenweihe, Baumfalke und Kiebitz sind hier im letzten Winkel vor der vom Wald fast völlig ausgeräumten Ochsenfurter Gau noch zu finden.

 

Dennoch gelten für die landeseigene Gesellschaft WEBW wohl andere Gesetze als anderswo. Selbst das bestehende, landesweit bedeutsame und großflächig im betreffenden Gebiet vorhandene Waldbiotop und FFH Lebensraumtyp "Stieleichen-Hainbuchen-Wald" stellt hier kein Problem dar. Über 140-jähriger Arten- und Totholzreicher Eichenwald - kein Problem. Alles wird "ausgeglichen und geheilt". Die angegliederten Naturschutzverbände müssen, von oben befohlen, in der Deckung verschwinden! Also los, ihr Investoren, nehmt euch einfach die WEBW als Betreiber und das Landratsamt Tauberbischofsheim als Genehmigungsbehörde, ihr werdet sehen, es gibt gar keine Probleme, die man nicht lösen kann. Mit Minimalaufwand zum Ziel! Obwohl, wenn man es recht bedenkt, es wäre noch einfacher gegangen. Die Projektierer/Investoren hätten den Windpark gleich selbst genehmigen können. Wäre auch nicht anders gelaufen. Armer Klosterwald!

 
© Fränkische Nachrichten, Samstag, 22.11.2014