Loading...

Leserbrief vom 26.02.2014


Leserbrief: Zu der Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen

Windertrag im Norden Deutschlands hui, im Süden dagegen pfui?

 

Von Eugen Dürr

 

Tu' was Gutes für die Umwelt!" Dies hat mich bereits im Jahre 1998 dazu animiert, mich beim Windpark Weenermoor in Ostfriesland zu beteiligen. Da im Küstenbereich ein besonders hohes und gleichmäßiges Windaufkommen vorherrscht, schien mir diese Beteiligung - auch im Hinblick auf die Förderung von Alternativenergie - sinnvoll.

 

Der Windpark Weenermoor hatte für die Jahre 2000 bis 2013 eine Ausschüttung von 130 Prozent prognostiziert. Erfolgt sind 109 Prozent . Bei einem Zeitraum von 15 Jahren beträgt die rechnerische Kapitalrückzahlung 75 Prozent (15x fünf Prozent), so dass für den Gewinn 34 Prozent verbleiben, was einem jährlichen durchschnittlichen Ertrag von 2,26 Prozent entspricht. Der Ertrag liegt um 1,4 Prozent unter dem Planansatz. Dies ist ein Beispiel eines "normal" laufenden Windparks in Norddeutschland mit starkem und gleichmäßigem Windaufkommen und einer Nabenhöhe von "nur" 68 Metern. Für die Beteiligung an dem im Jahre 2005 erbauten Bürgerwindpark Frauental-Seewiesen hingegen sieht es nicht so gut aus. Die Windgeschwindigkeit in Nabenhöhe wurde von zwei Gutachten mit 6,1 m/s und 6,0 m/s ermittelt. Auch laut Windatlas werden für dieses Gebiet nordöstlich von Frauental bei 100 Meter Nabenhöhe 6,0 m/s bis 6,25 m/s angegeben! Nach Einrechnung von 12,5 Prozent Abschlägen ergab die Plan-Auslastung 2000 Volllaststunden pro Jahr. Die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus. Im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2013 wurden nur knapp 93 Prozent Windertrag erwirtschaftet. Der durchschnittlich erwirtschaftete Überschuss liegt aber aufgrund des geringen Windaufkommens (die Räder stehen oft still) bei nur zirka 53 Prozent vom Planansatz. Das bedeutet für alle an den Bürgerwindrädern Frauental-Seewiesen Beteiligten, dass bisher Verluste erwirtschaftet wurden.

Für die letzten sechs Jahre jedenfalls erfolgte keine Ausschüttung. Auch in den nächsten Jahren wird keine Ausschüttung erfolgen. Neben diesen drei Windrädern soll mit Abstand von nur 317 Metern noch ein weiteres und größeres Windrad gebaut werden. Das bedeutet, dass infolge des Windparkeffektes die Gewinnschwelle weiter sinken wird und aufgrund der Turbulenzintensität sich die Reparaturanfälligkeit erhöhen wird. Und ein paar Kilometer weiter im Klosterwald, südöstlich von Frauental, sollen weitere zehn Windräder mit einer Gesamthöhe von über 200 Meter gebaut werden. Im Windatlas ist hier bei einer Nabenhöhe von 140 Meter eine Windgeschwindigkeit von 6,25 m/s und 6,5 m/s ausgewiesen. Natürlich ist das Windaufkommen in dieser Höhe etwas besser und auch die Technik hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt (Schwachwindanlagen). Es gibt für diesen Standort Windgutachten, aber eine Windmessung in Nabenhöhe hätte über das tatsächliche Windaufkommen viel mehr Sicherheit gebracht.

 

Die Anlagen sind nicht mehr getriebelos, und aufgrund der Größe sind sie stärkeren Belastungen ausgesetzt und anfälliger bei Windböen. Diese Punkte können zu einer höheren Reparaturanfälligkeit führen. Hoffentlich reicht aber das Windaufkommen aus, um die geplanten Erlöse zu realisieren. Sonst wäre neben dem teilabgeholzten Wald auch noch eingesetztes Kapital futsch.

Laut Statistiken sind 85 Prozent der rund 24 000 Windräder in Deutschland in den windstarken Bundesländern in Norddeutschland installiert. 86 Prozent davon haben Gewinne von weniger als ein Prozent, ein Drittel war negativ. Bei den 395 Windrädern in Baden-Württemberg sollen über 80 Prozent mit Verlust arbeiten. Werner Daldorf, Kassel, Vorsitzender im Anlagebeirat des Bundesverbandes Windenergie, ermittelte bei 1150 analysierten Jahresabschlüssen im Zeitraum von 2002 bis 2011, dass nur 86 Prozent der prospektierten Umsätze erreicht wurden.

© Fränkische Nachrichten, Mittwoch, 26.02.2014