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Symbol für rigorose Rodung


Leserbrief: Zum Windpark im Klosterwald

Symbol für rigorose Rodung

Von Uwe Ceglarek

Waldarbeiter haben im Creglinger Klosterwald aus einer der letzten Eichen, die für die Windkraftanlagen gefällt werden mussten, kunstfarbig ein kleines Holzkreuz ausgesägt - als Symbol für die rigorose Rodungsaktion, als Denk- und Besinnungsausstoß für Befürworter und Gegner der umstrittenen Großmaßnahme im Erholungswald. Bei allem Verständnis für den notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energie im Land, die weitgehend kompromisslose Förderung und Bevorzugung der Windindustrieanlagen auch in geschlossenen Waldgebieten durch den amtlichen Natur- und Umweltschutz (á la "Ich hab hier nur ein Amt und keine Meinung"), zum Teil auch privaten Naturschutz zu ungunsten regionaler Interessen und Belange hat in Teilen der Bevölkerung zu einer echten Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise gegenüber den Naturschützern geführt. Ziele, für die man sich stets stark eingesetzt hat, wie Landschaftsschutz, Biotopschutz, Umweltschutz im weitesten Sinn, sind nur zweitrangig, müssen nun vollkommen hinter der übergeordneten Gewichtung der Großbauwerke zurückstehen, schließlich darf der Main-Tauber-Kreis seine Spitzenstellung im Ausbau der Windenergienutzung in Baden-Württemberg keinesfalls einbüßen.

 

Trotzdem kann sich die Bevölkerung größtenteils mit der einseitigen Bevorzugung der Großanlagen im Wald gegenüber örtlichen Naturschutzbelangen nicht anfreunden.

Man hätte für diese bahnbrechende und folgenreiche Entwicklung weit mehr Verständnis, wenn es eine überzeugende, hieb- und stichfeste Kosten-Nutzen-Analyse gäbe, in der die Gesamtaufwendungen von den Kosten der Waldschäden bis zu denen der Wegeerschließung, der gigantischen Aufwendungen der Baumaßnahme (Lohn- und Sachkosten) und Unterhaltung, auch des später notwendigen Abbaus und der Entsorgung der riesigen Bauwerke, in der auf der anderen Seite die zu erwartende Gesamtwertschöpfung durch die Windkraft - kurz -, mittel- und langfristig - sorgfältig erhoben werden, Kosten und Nutzen einander gegenüber gestellt werden.

 

Es sei noch am Rande erwähnt, dass sich größere immaterielle Schäden im Wald in dieser Analyse kaum oder gar nicht monetär erfassen lassen, wie etwa die ökologischen Schäden für die Tier- und Pflanzenwelt, die starke Beeinträchtigung der Erholungswaldfunktion, der Jagdausübung, des Grundwassers und anderes. Letztliche wird erst die Zukunft endgültig zeigen, ob derartig gigantische Eingriffe in geschlossene intakte Walddistrikte, die im östlichen Taubergrund selten genug sind, gesamtwirtschaftlich ökologisch und sozial zu rechtfertigen waren, oder ob man auch angesichts der bedeutsamen regionalen Kollateralschäden an Wald und Umwelt besser auf diese industrielle Großbaustelle verzichtet hätte. Wie so oft in der Politik werden wohl dann all diejenigen, die die entsprechenden Entscheidungen getroffen haben - natürlich nur zum Wohle von Land und Leuten - längst nicht mehr im Amt sein. In damaliger Sicht, wird es dann heißen, war die Maßnahme zu Ungunsten des örtlichen Natur- und Waldschutzes richtig. Inwieweit ungeachtet der übergeordneten Zielsetzung der regenerativen Energie letztlich rein wirtschaftliche Interessen maßgebend für die gewaltigen Investitionen im Wald sind, soll und kann hier nicht beurteilt werden - jedenfalls geht es um Aufwendungen größten Ausmaßes, die der heimischen Wirtschaft am wenigsten zu Gute kommen.

© Fränkische Nachrichten, Dienstag, 02.12.2014