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Heilkräfte des Waldes – Einheimische Bäume, Sträucher, Pilze


  

Titel: Heilkräfte des Waldes – Einheimische Bäume, Sträucher, Pilze   

Quelle: www.naturundheilen.de Heft: November 2014 Umfang: 7 Seiten   

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MENSCH, NATUR UND UMWELT Heilkräfte des Waldes   

Einheimische Bäume, Sträucher, Pilze 

Heilkräfte des Waldes  

Er schenkt uns reine Luft zum Atmen und schafft ein wohltuendes Klima für Mensch und Tier: der Wald. Sein Schatten ist Symbol für Schutz, Rückzug, Geborgenheit und Entspannung, und seine pflanzlichen Bewohner halten zu allen Jahreszeiten eine riesige Schatzkammer an wirkungsvollen Heilmitteln für uns bereit.  

Schon ein paar Meter vom Waldrand entfernt fällt die Hektik des Alltags ab. Neben der guten Luft ist hier die traumhafte Ruhe absoluter Trumpf. Je weiter man in den Wald hineingeht, desto wirksamer wird sie – alles entspannt sich. Der Wald bietet zwar eine Fülle von Eindrücken, aber ohne die Gefahr der Reizüberflutung wie in der Stadt. Statt Verkehrslärm hört man hier die Vögel zwitschern, die Bäume rauschen, das Gebüsch rascheln, vielleicht auch einen Bach plätschern – oder es gibt einfach das wunderbare Nichts, Stille pur. Der Halbschatten und das viele Grün oder im Herbst die goldenen Laubfärbungen wirken beruhigend auf den Menschen. Wer seine Sinne für diese intensive Natur öffnet, wird bald in eine positive Stimmung versetzt, kann Negatives loslassen. „Die Seele wird vom Pflastertreten krumm. Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden  und tauscht bei ihnen seine Seele um.  Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm.  Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.“  (Erich Kästner) 

Heilendes Waldklima Unter dem Blätterdach bildet sich in den Wäldern ein spezielles Innenklima aus. Im Gegensatz zum offenen Gelände gibt es hier eine höhere Luftfeuchtigkeit, weniger Wind und eine geringere Lichtintensität. Bei einem Waldspaziergang wechseln sich ständig Licht mit Schatten und relative Wärme mit Kühle ab. Diese anregenden Wechsel gelten als heilsam bei vielen Erkrankungen – deshalb liegen wohl auch viele Bäder und Kurorte in Waldgebieten. Die reine Waldluft ist nicht nur für den Gesunden eine Wohltat. Insbesondere Allergiker, Asthmatiker und Menschen, die an Neurodermitis oder an Herzschwäche leiden, erreichen gute Therapieerfolge durch Aufenthalte in Wäldern. Und jeder, der unter chronischen Rückenschmerzen leidet oder sich auf harten Asphaltwegen ein Gelenkproblem erlaufen hat, kann auf den sanft federnden Waldwegen wieder echtes Gehvergnügen erleben und seine Gelenke regenerieren.   

Dr. med. Grün Natur liegt uns am Herzen. Das merken die meisten von uns aber erst dann, wenn der Weg ins Grüne durch die Alltagshektik völlig verbarrikadiert zu sein scheint. Als Gegengewicht zur

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ständigen Anspannung im Alltag und der erzwungenen Rolle in der Gesellschaft benötigen die meisten Menschen regelmäßige Auszeiten, die von dieser Aufmerksamkeitspflicht befreien. Eine wichtige Rolle hat dabei das Erleben in der Natur. Wie essenziell Bäume und Pflanzen für unser körperliches und seelisches Wohl sind, belegen zahlreiche Untersuchungen. Richtungsweisend war die „Fenster-Studie“ von Roger S. Ulrich von der A&M Uni Texas: Diejenige Gruppe mit Frischoperierten, die ihren Blick aus dem Zimmer in ein Waldstück mit vielen Laubbäumen schweifen lassen konnte, brauchte weniger Schmerzmittel, war freundlicher zum Personal und konnte früher entlassen werden als die andere Gruppe, die auf eine Steinmauer schaute. Ulrich fand später heraus, dass schon kurze Aufenthalte in der Natur genügen, um den Blutdruck zu senken, den Herzschlag zu normalisieren und die Muskeln zu entspannen.  So heilsam die Natur für uns ist, so sehr haben viele von uns sich von ihr entfremdet. Zu 95 Prozent bewegen wir uns in selbst erschaffenen Kunstwelten: Büros, Kantinen, Einkaufszentren, Flughäfen – einer Welt aus Beton und Stahl, die vielen von uns den Zugang zur Natur versagt. Nur ein Drittel unserer Kinder kann heute fünf Kräuter unterscheiden, ein Siebtel fünf Zugvögel, ein Achtel ein Lindenblatt als solches erkennen. 

Schutz vor Herzinfarkt und Krebs Der Kontakt mit der Natur schenkt dem Gehirn und der Seele immer wieder Erholung, bei jedem Wetter, auch jetzt in der kälteren Jahreszeit. Koreanische Forscher fanden nun heraus, dass gerade die Waldluft dem Herz-Kreislauf-System besonders gut tut: 43 ältere Frauen machten einen einstündigen Spaziergang durch den Wald, 19 Frauen spazierten gleichzeitig durch die Stadt. Vor und nach dem Gang kontrollierten die Mediziner Blutdruck, Lungenkapazität und Elastizität der Arterien. Bei den Waldspaziergängern sank der Blutdruck deutlich ab, die Lungenkapazität nahm zu, und die Elastizität der Adern verbesserte sich. Keine Unterschiede ergaben sich dagegen bei den Messwerten der Stadtspaziergänger.  Wissenschaftler aus Tokio von der Nippon Medical School fanden zudem heraus, dass das Gehen im Wald offenbar sogenannte Krebskillerzellen aktiviert und dass dieser Effekt noch mindestens sieben Tage nach den Spaziergängen anhält. Die Forscher vermuten, dass unter anderem sogenannte Phytonzyden für diese Wirkung verantwortlich sind. Pflanzen bilden diese Substanzen, um sich vor Krankheitserregern und Schädlingen zu schützen. Spaziergänger im Wald atmen diese Phytonzyden automatisch ein und profitieren möglicherweise von dem stärkenden Effekt auf das Immunsystem. In Wäldern ist die Luft zudem so staubarm wie sonst nur im Gebirge und am Meer: Die Konzentration von Staubteilchen beträgt dort nur ein bis zehn Prozent von der in Städten.  Auch Genesende schätzen die Heilkraft des Waldes. In einer Befragung von 335 RehaPatienten in zehn Kurorten gaben mehr als drei Viertel der Befragten an, dass das Spazieren im Wald am meisten zu ihrer Gesundung beitrage. Das Gehen ruft zudem deutlich intensivere Sinneseindrücke hervor als das Laufen. Der Grund: Je geringer das Tempo, desto mehr verlagert sich unsere Wahrnehmung nach außen. Wir blühen auf, wenn endlich einmal alle Sinne angesprochen werden. Zudem verwöhnt die gewachsene Harmonie des Waldes unsere Seele und fördert im Gehirn die Ausschüttung von Glückshormonen, was wiederum unsere Stoffwechselvorgänge ankurbelt. 

Der Wald als Symbol der Initiation Der Begriff Wald beruht auf dem althochdeutschen Wort „walt“, der wiederum aus dem urgermanischen Wort „walbu“ für Büschel oder Laubwerk hergeleitet werden kann.  Neben den Germanen betrieben viele andere europäische Völker einen Kult um den Wald. So war er zum Beispiel bei den Kelten das bedeutendste Heiligtum und diente den Balten noch bis ins 19. Jahrhundert als Versammlungsplatz. Auch in indischen Mythen hat der Wald eine

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besondere Bedeutung, gilt er doch als die Wohnung des Schöpfergottes Brahma, durch welchen das Bewusstsein seinen Schicksalsweg zur Lichtung bzw. zur Erleuchtung findet. In allen ursprünglichen Deutungen fungiert der Wald als Symbol für das Unbewusste schlechthin, als ein Ort der Prüfungen und der Initiation auf dem Weg zur Bewusstwerdung. Der Mensch zieht in den Wald, um Erkenntnis zu gewinnen, indem er sein Geheimnis ergründet. So werden auch in vielen Märchen meist noch junge Menschen in einen geheimnisvollen Wald geschickt, in dem gute wie böse Geister hausen: Waldgeister, Drachen, Dämonen, Feen, Hexen, Baba Jagas, Riesen und Zwerge. In der Begegnung mit ihnen kommen bisher verdrängte Seiten des Menschen zum Vorschein, und meist müssen die jungen Heldinnen und Helden ihre Angst durch schier unlösbare Aufgaben besiegen – um dann durch Erfahrung gereift und an Bewusstsein bereichert den Wald wieder zu verlassen und dem Leben gestählt entgegenzutreten.  

Heilwirkung bei vielen Beschwerden Bäume und Wälder sind unsere großen grünen Lungen. Sie transformieren Licht und Energie zu Sauerstoff und entziehen der Luft gleichzeitig das für Menschen und Tiere giftige Kohlendioxid. An heißen und kalten Tagen kühlen sie und liefern Feuchtigkeit, und bei starken Regenschauern arbeiten sie genau umgekehrt. Sie entziehen der Luft Feuchtigkeit und halten das Regenwasser wie ein Schwamm zurück. Dabei funktionieren sie gleichzeitig wie ein Wasserfilter. Mit ihrem Wurzelwerk und dem Humus rund um die Wurzeln entziehen sie dem Wasser Gifte und Verunreinigungen, bevor es als Grundwasser versickert. Bäume liefern uns auch Nahrung, Brennholz, Material für unsere Häuser. Und ihre Blätter, Rinden, Blüten und Wurzeln verfügen, wie im Folgenden aufgezeigt, über starke Heilkräfte bei vielen Erkrankungen.  

 Mächtiges Allheilmittel – Die Eiche (Quercus) Blätter, Rinde und die Früchte unseres stärksten Baumes werden seit Urzeiten für Heilanwendungen verwendet – vor allem als Stärkungsmittel für physisch und psychisch erschöpfte Menschen. Die Eiche wirkt entzündungshemmend, blutstillend, narbenbildend, gewebefestigend, zusammenziehend und entgiftend. Besonders wirkungsvoll hilft sie bei Milz- und Leberschwellungen. Sie bricht Energieblockaden auf und kann ungünstige Orte, wie Wasseradern und Stromleitungen, neutralisieren. Wer sich in der Nähe einer Eiche aufhält, tankt ständig neue Lebenskraft.  Heilkräftigster Pflanzenteil des „Heiligen Baumes“ ist die Rinde. Ihr hoher Anteil an Gerbstoffen zieht Gefäße und Gewebe zusammen. So können Entzündungen rascher abklingen und Blutungen gestoppt werden. Die Eichenrinde eignet sich nur zur äußeren Anwendung als Sitz- oder Fußbad, Umschlag und zum Gurgeln und wird bei Fußschweiß, Hämorrhoiden, Venenentzündung, Zahnfleischentzündung, nässende Wunden und Hautunreinheiten eingesetzt: 100 Gramm Rinde mit einem Liter Wasser aufkochen, zehn Minuten köcheln, einen Tag ziehen lassen, abseihen und den Sud verwenden.  • Teeaufguss von Eichenblättern: Ein Teelöffel auf eine Tasse kochendes Wasser, fünf Minuten köcheln lassen, täglich drei bis vier Tassen trinken. Der Tee wird bei starken Regelblutungen, Durchfall, Leber- und Blasenleiden und Vergiftungen verabreicht. Die Bachblüte „Oak“ hilft Menschen, die sich häufig übernehmen, ihre eigenen Grenzen zu akzeptieren.   

 

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 Entschlackt den Körper – Die Birke (Betula alba) Bei den Kelten war bereits 1000 v. Chr. der 1. Mai (der Maibaum ist auch heute noch häufig eine Birke) ein religiöses Fest. Die Birkenzweige galten als „Lebensrute“, deren Schlag Menschen und Tieren Fruchtbarkeit verleihen sollte.  Birkenblätter sind reich an Bitterstoffen, Gerbstoffen und Mineralien. Als Teeaufguss aktivieren und reinigen sie die Nieren, sind gallebildend und -abflussfördernd, wirken bei Blasenentzündung und helfen, Schadstoffe auszuschwemmen: 80 Gramm Blätter mit einem halben Liter kochendem Wasser aufgießen, fünf Minuten köcheln und zehn Minuten ziehen lassen, täglich drei bis vier Tassen trinken. Abgekochte Birkenrinde heilt als Umschlag chronische Hauterkrankungen und Hautpilz. 

 Sorgt für klaren Kopf – Der Walnussbaum (Juglans regia) Ihre Form gleicht dem menschlichen Gehirn, deshalb wird die Walnuss auch als Nahrung für einen wachen Geist angesehen. Die Wirkstoffe in Blättern, grüner Schale und Nüssen bestehen vor allem aus Gerbstoffen, Bitterstoffen, ätherischen Ölen und ungesättigten Fettsäuren. Sie wirken zusammenziehend, entzündungswidrig, wundheilend, blutreinigend und anregend auf den Stoffwechsel. Die Nussblätter eignen sich als Tee, zum Gurgeln und für Umschläge besonders bei MagenDarm-Erkrankungen, Gicht, chronischen Erkältungen, Rachenentzündung, Augen- und Venenentzündungen sowie Hautleiden.  • Für den Tee: Ein Teelöffel Blätter mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen; zwei Tassen täglich trinken; nach spätestens sechs Wochen eine Pause einlegen.  Der Saft aus den grünen, weichen Nussschalen dient zum Gurgeln bei Mundentzündungen. Neue Untersuchungen am Health Science Center der Universität Texas in San Antonio haben gezeigt, dass Walnüsse eine natürliche Melatonin-Quelle darstellen. Laut Dr. Russel J. Reiter, Professor für Neuroendokrinologie, „kann zudem davon ausgegangen werden, dass die Inhaltsstoffe von Walnüssen das Auftreten von Krebs verringern, die neurodegenerativen Erkrankungen des Alters, wie zum Beispiel Parkinson und Alzheimer, hinauszögern bzw. in ihrem Verlauf mildern und den Schweregrad von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.“ (Infos unter www.walnuts.org) 

 Heilt Atembeschwerden – Die Fichte (Picea abies) Die Heilkräfte der Fichte sind weit gefächert. So fördert der Tee aus Fichtennadeln die Blutreinigung und hilft als Gurgellösung bei Parodontose, Husten und Bronchitis. Fichtenspiritus heilt (äußerlich) Gelenk- und Muskelschmerzen, Rheuma, Gicht, Ödeme und Nervenschwäche. Fichtennadelauflagen helfen bei Gelenkrheuma und Atemwegsproblemen. Fichtensprossensaft gilt als schleim- und hustenlösendes Mittel. Fichtenharz in Wein gelöst trinkt man bei Nierenleiden. Mit Honig vermengt gilt es als heilsames Mittel bei Angina.  In der Aromatherapie eignet sich das kräftige Fichtennadelöl gut zum Inhalieren bei Atemwegserkrankungen, Grippe und Kopfschmerzen. 

 Bei Erkältung – Die Linde (Tilia) Das wissen wir: Lindenblütentee hilft bei Erkältung. Kurmäßig getrunken wirkt er aber auch gegen Arteriosklerose.  • Schwitztee bei Erkältungen und Schlaflosigkeit: 1 gestrichener Esslöffel getrocknete Lindenblüten pro ¼ Liter Wasser. Tee aufbrühen, 5 bis10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Schluckweise über den Tag verteilt trinken. Große Heilkraft wird der Lindenkohle zugeschrieben, die bei Wunden, Verbrennungen und Zahnschmerzen eingesetzt wird. Sie wird zudem bei Störungen des Magen-Darm-Traktes, wie

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Blähungen, angewendet und kann bis zum 90-fachen ihrer eigenen Menge an Giftstoffen binden. In Wein gekochte Lindenblätter sollen bei Bauchschmerzen getrunken werden, in Essig abgekochte Lindenrinde soll äußerliche Geschwüre heilen. 

 Wassertreibend und blutreinigend – Der Wacholder (Juniperus communis) Man findet den Wacholder gerne im Unterholz lichter Wälder. Da der Strauch heute vielerorts selten ist, sollte man Holz und Zweige nicht mehr sammeln, die Beeren zu ernten ist aber weiterhin gestattet. Wacholderbeeren wirken harntreibend, verdauungs-, stoffwechsel- und durchblutungsfördernd.  Wacholderbeerentee wird wegen seiner wassertreibenden Kraft bei Stein- und Blasenleiden und zur Durchspülung der Nieren getrunken. Aus dem gleichen Grund setzt man ihn auch zur „Blutreinigung“ bei chronischen Hauterkrankungen sowie bei Gicht und Rheuma ein. Die vitaminreichen Beeren schützen vor Infektionen und regen zugleich die Verdauungsorgane an.  Der äußerliche Gebrauch ist in Form von Einreibungen und Inhalationen zu empfehlen. Dann wirkt Wacholder wärmend und keimhemmend.  • Wacholderbeersirup (nach Ursel Bühring) 500 g Wacholderbeeren zerquetschen, mit 2 l kochendem Wasser übergießen und zugedeckt über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag kurz aufkochen lassen, danach durch ein Sieb passieren und Honig zugeben (50 bis 100 g). Nach dem Erkalten gut verschlossen aufbewahren. Erwachsene nehmen 3 bis 4 TL, Kinder 2 TL täglich. Der Sirup ist ein Heilmittel für Grippe- und Erkältungszeiten, bei Husten und zur Abwehrsteigerung, für Kinder auch ein gutes Stärkungsmittel. • Wacholderkur (nach Pfarrer Kneipp)  Die Kur ist als hilfreiches Mittel gegen Magenbeschwerden und zur Stoffwechselförderung bekannt: einmal täglich eine Beere gut zerkaut einnehmen, täglich um je eine Beere bis 15 Beeren pro Tag steigern, dann absteigend wieder mit täglich eine Beere weniger die Kur beenden. Maximal zweimal im Jahr durchführen. 

 Power fürs Immunsystem – Der Holunder (Sambucus nigra) Als Heil- und Schutzpflanze ist der „Holler“ seit Langem bekannt. Ein Tee aus den getrockneten weißen Blüten wirkt bei fieberhaften Erkältungen fiebersenkend und schweißtreibend. Die im Spätsommer zu Saft und Sirup verarbeiteten schwarzen Beeren erhöhen die Widerstandskraft gegen Infekte im Nasenrachenraum und in den Bronchien. Im Holunder sind auch virushemmende Eigenschaften nachgewiesen worden. Blüten und Beeren haben einen hohen Flavonoidgehalt, der vor allem für die Heilwirkung verantwortlich ist. Der Beerensaft hilft zudem auch sehr gut bei Heuschnupfen.  In der Schulmedizin wird heute der Saft der Holunderbeeren vermehrt nicht nur bei Erkältungskrankheiten, sondern auch als Zusatztherapie bei Krebskranken eingesetzt. Der blaue Farbstoff der Beeren, die Anthozyane, spielt hierbei eine wesentliche Rolle: Durch sie wird die Zellatmung entscheidend verbessert.  Seelisch hilft der Holunderstrauch Menschen, die schnell den Boden unter den Füßen verlieren. Auch Personen, die immer wieder erkältet sind, sollten sich in seiner Nähe aufhalten. • Holunderblütentee: 1 TL getrocknete Blüten mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen, 10 Min. zugedeckt ziehen lassen; 3-mal täglich 1 Tasse heiß trinken; danach möglichst Bettruhe halten. 

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 Gegen den Schmerz – Die Hagebutte (Rosa canina) Die leuchtend rote Frucht gilt ebenfalls als wertvolles Hausmittel. Kein Wunder, ist sie doch reich an lebenswichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und anderen bioaktiven Substanzen. Hippokrates empfahl die Hundsrose bei Entzündungen. Plinius nannte in seinen Schriften allein 32 Medikamente, die aus der Wildrose hergestellt wurden. Hagebuttentee  wird als Blutreinigungsmittel, zur Immunisierung des Körpers und zur Steigerung der Abwehrkräfte verwendet. Hagebutten (zum Beispiel in Form von Fruchtmark, Marmelade) haben auch eine stimmungshebende und kräftigende Wirkung auf das Nervensystem. Neue Studien belegen die positiven Effekte einer Nahrungsergänzung mit Hagebuttenpulver bei Arthrose. Die wilde Hagebutte wirkt hier entzündungshemmend, schmerzlindernd und senkt die Bildung Freier Radikale. Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind am entzündlichen Prozess in den Gelenken beteiligt. Hagebuttenpulver* verhindert, dass die Leukozyten weiter in das entzündete Gelenk einwandern und das Knorpelgewebe schädigen. Gleichzeitig verhindert die Ascorbinsäure in der Hagebutte die Bildung Freier Radikale und schwächt so die Entzündungsreaktion in den Gelenken ab. Dadurch wird die Schädigung des Knorpels gestoppt, Schmerzen werden gelindert und die Beweglichkeit verbessert. Für die Betroffenen ein spürbarer Gewinn an Lebensqualität 

Pilze – früher und heute Auch sie sind Hauptbewohner des Waldes: die Pilze. Seit 900 bis 1200 Millionen Jahren sollen sie unseren Planeten bewohnen. Vor 450 Millionen Jahren gingen die Pilze eine Symbiose mit Pflanzen ein, die im Ur-Ozean lebten. Sie übernahmen mit ihren feinen Fäden (Hyphen) die Funktion eines Wurzelwerks und ermöglichten dadurch den Wasserpflanzen, an Land Fuß zu fassen. Die Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzen besteht in vielfältiger Weise auch heute noch, gegenwärtig sorgen Pilze bei etwa 80 Prozent aller Landpflanzen für optimale Nährstoff- und Wasserzufuhr.   Der Hauptgrund, warum Pilze keine Pflanzen sind, ist, dass sie kein Chlorophyll (Blattgrün) besitzen. Sie sind deshalb nicht zur Photosynthese fähig. Vielmehr sind sie wie Tiere auf organische Nahrung angewiesen. Gäbe es keine Pilze, würde der Wald in kürzester Zeit an seinem eigenen Müll ersticken. Denn neben Bakterien haben nur Pilze die Fähigkeit, organische Substanz wieder in ihre Grundbestandteile zu zerlegen, um diese als Nahrungsgrundlage für nachfolgende Organismen verfügbar zu machen. Neben Holz werden Laub und die Nadeln der Wälder, Mist, tote Insekten und ähnliches von ihnen besiedelt und zerlegt. Damit übernehmen Pilze die Rolle der Abfallbeseitigung im Naturkreislauf. Sie sorgen dafür, dass alles, was in der Natur zunächst ausgedient hat, wieder verwendet werden kann.  Nicht nur als wertvolles Nahrungsmittel spielten sie schon in der frühen Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle, auch als Rausch- und Heilmittel rankten sich Legenden um die meist versteckt wachsenden Lebewesen. Denn auch in Europa wurden Pilze vor langer Zeit als Heilmittel angesehen und eingesetzt. So trug etwa Ötzi, die Gletschermumie vom Hauslabjoch, Pilze an einer Kette aufgefädelt bei sich, unter anderem den Birkenporling, der auf abgestorbenen Baumstämmen wächst und früher wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften als Bandage verwendet wurde. Dieses Wissen aus der Erfahrungsheilkunde ist – im Gegensatz zu Asien, wo die Mykotherapie (Therapie mit Heilpilzen) seit Jahrtausenden angewendet wird – in Europa leider in Vergessenheit geraten. Wirklich wissenschaftlich erforscht ist das Reich der Pilze auch heute noch nicht.  Angeblich gibt es gegenwärtig an die 140.000 Pilzarten, von denen bisher aber nur zehn Prozent bekannt sind. Von rund 700 dieser Pilzsorten weiß man, dass sie pharmakologische

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Eigenschaften besitzen. So darf man gespannt sein, ob aus dem Schatz der Waldapotheke womöglich bald neue Heilmittel zum Vorschein kommen. Übrigens: Das gegenwärtig größte Lebewesen auf Erden ist ein Pilz. Er lebt in den Wäldern von Oregon, in den USA. Er soll 600 Tonnen wiegen und 2400 Jahre alt sein! Bettina-Nicola Lindner 

* Sie auch NATUR & HEILEN Ausgabe 12/2012: „Wilde Hagebutte – Neue Hoffnung bei Gelenkschmerzen“  

Literaturempfehlungen: – Axel Gutjahr: Die Heilkraft des Waldes. Herbig Verlag, 2014 – René Strassmann: Baumheilkunde. Heilkraft, Mythos und Magie der Bäume. Freya Verlag, 2014. – Adelheid Lingg: Das Heilpflanzenjahr. Heilkräuter aus dem Zauberkessel der Fülle. Frankh Kosmos Verlag, 2010 – Jürgen Guthmann, Christoph Hahn, Rainer Reichel: Taschenlexikon der Pilze Deutschlands. Wirkstoffe und Heilpotenzial. Quelle & Meyer Verlag, 2011.