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Lieber Ingenieure als Politik vertrauen


http://www.fnweb.de/region/main-tauber/bad-mergentheim/leserbriefe-bad-mergentheim/lieber-in-ingenieure-als-in-die-politik-vertrauen-1.2289958

Leserbrief: Zum Leserbrief von Thomas Tuschhoff (FN/TZ vom 30. Mai)

„Lieber in Ingenieure als in die Politik vertrauen“

Von Steven Michelbach (Neunkirchen)

Sehr geehrter Herr Tuschhoff, Sie kritisieren, dass sich zwischen Schwankungen der Sonnenaktivität und Temperaturänderungen kein ursächlicher Zusammenhang ableiten lässt und verbinden dies mit dem Beispiel Störche und Geburtenrückgang. Ich habe Einblick auf über 100 Jahre Klimaforschung. Bereits 1910 (!) wurde der zyklische Einfluss der Sonne auf die Temperatur untersucht und gesichert festgestellt.

 

In der deutschen Temperaturmessreihe ist der Einfluss der solaren Zyklen deutlich zu sehen. Sie finden das im Internet unter den Stichworten "Solares Paradoxon Deutschlands Teil 1".

Prof. A. Wagner hat schon 1940 den Klimawandel untersucht. Bei ihm ging es um eine markante Erwärmung seit 1870. Diplom-Meteorologe H. Rudloff studierte 1965 erneut den Klimawandel. Bei ihm ging es aber um eine Klimaabkühlung ab ca. 1940! Diese führte in den 70er Jahren zu der Diskussion, ob man die arktischen Eisflächen mit Kohlestaub besprühen sollte, um eine Eiszeit zu verhindern (Calder, 1977). Erst der neuerliche Temperaturanstieg führte zu der Meinung, dass das CO2 ursächlich dafür sei. Der CO2-Anstieg ist also maximal zwei Jahrzehnte parallel mit der Temperatur verlaufen. 30 Jahre zuvor und heute wieder ist der Zusammenhang konträr.

 

Es ist also die CO2-Theorie, die dem Märchen zwischen Störchen und Geburtenrate gleicht. Und auf diesem Märchen ist die Energiewende aufgebaut. Seit Jahrzehnten und nicht zu vergessen vor einem Jahr durch Umweltminister Franz Untersteller im zweiten Satz seiner Ansprache zur Podiumsdiskussion zur Windkraft in Bad Mergentheim soll die Energiewende in erster Linie dem Klimaschutz dienen!

Gegen Ende meines Leserbriefes stellte ich fest, dass diejenigen, die CO2 und Energiewende mit Klimaschutz verbinden und sich nur einseitig informiert haben, sich auf kritische Fragen vorbereiten müssen. Ihre Antwort darauf ist, dass Sie sich jetzt aufgrund von Unkenntnis aus der Klimadiskussion heraushalten wollen!? Das erklären Sie den Bürgern bitte genauer!

Des Weiteren berichten Sie nur von Bedrohungen. Quecksilberausstoß von Kohlekraftwerken. Ja, es ist ein Problem, aber deutsche Ingenieure haben den Quecksilberausstoß von Kohlekraftwerken von 29,2 Tonnen im Jahr 1990 auf 9,89 Tonnen (2010) reduzieren können (UBA). Eine Studie des UBA ergab in Deutschland eine sehr geringe Quecksilberbelastung. Ehemalige Braunkohletagebaue sind heute Naherholungs- und Naturschutzgebiete! Es wird nicht nur Kohle zur Energiegewinnung, sondern auch Eisenerz und Stahl zum Bau von Windkraftanlagen importiert mit gravierenden Umweltproblemen vor Ort. Der Beton im Untergrund von Windkraftanlagen enthält chemische Substanzen, mit denen Sie sich wohl auch nicht auskennen. Sulfat in der Spree bis 400 mg/l! Ebenfalls keine Bedrohung, sondern ein Problem. Es ist ein Geschmacksproblem und kann Korrosion verursachen. In den Heilquellen Bad Mergentheims findet man Sulfat beim "flotten Albert", der Hilfe gegen Verstopfungen bei 7.500 mg/l. Die Menschheit stand und steht seit Jahrtausenden vor vielfältigsten Problemen. Mit tollen Erfindungen wurden diese gemeistert.

Viele der Entwickler und Ingenieure sind Familienväter wie Sie und ich. Sie sind sich ihrer Verantwortung für die Zukunft ihrer Kinder und der Umwelt ganz sicher ebenso bewusst.

Ich habe inzwischen deutlich mehr Vertrauen in die Leistung von Ingenieuren als in eine Politik, die sich von vermeintlichen Bedrohungen leiten lässt und welche die Erkenntnis aus wissenschaftlichen Fakten, auch energiewirtschaftlicher Fakten, verweigert.

© Fränkische Nachrichten, Montag, 15.06.2015