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Wir haben uns bei der Energiewende geirrt!


Klimaziele:

Wir haben uns bei der Energiewende geirrt!

 

"Von Atomkraft zur erneuerbaren Energien", BA vom Samstag, 3. Januar

 

Die Energiewende ist längst in vollem Gange, heißt es in dem Artikel. Professoren am Physikalischen Institut der Universität Heidelberg stellen in ihrem Bericht "Findet die Energiewende statt?" fest, dass Windkraft und Sonnenenergie im Rahmen der Energiewende derzeit 2,1 Prozent des Energieverbrauchs decken. Bei der Endenergie haben Wind und Sonne einen etwas höheren Anteil von 2,6 Prozent, weil ihre Umwandlungsverluste geringer ausfallen.

Ist die Energiewende angesichts solcher Zahlen wirklich in vollem Gange? Ich glaube, wir sind noch sehr weit von diesem ambitionierten Ziel entfernt. Würde beispielsweise im Straßenverkehr zwölf Prozent weniger Kraftstoff verbraucht, so sparte dies mehr Energie ein, als die bestehenden Wind- und Sonnenkraftanlagen insgesamt produzieren, erklären die Professoren Dubbers, Stachel und Uwer.

 

Geringer Anteil als gedacht

Aber beliefert nicht eine einzige neue Windkraftanlage mehr als tausend Haushalte mit Strom, wie man landauf landab hört? Bei den heute gut 20 000 installierten Windrädern sollte dann bald jeder Haushalt in Deutschland versorgt sein. Dubbers, Stachel und Uwer erklären hierzu: Nein, denn selbst wenn alle Haushalte in Deutschland ihren Strom allein aus Wind- und Sonnenkraft bezögen, so wären erst knapp vier Prozent der Energiewende geschafft.

Solarenergie hat mehr Potenzial

Das liegt vor allem daran, dass die tatsächliche Leistung einer durchschnittlichen Windkraftanlage im Jahresmittel gegenwärtig 250 Kilowatt beträgt. Und wenn wir Wind- und Sonnenenergie miteinander vergleichen, so ist - anders als oft geäußert - das weltweite Potenzial der Sonnenenergie mehr als hundertmal größer als das Potenzial der Windkraft.

Eine Studie aus jüngerer Zeit (Fraunhofer ISE 2013) kommt zu dem Schluss, dass man bis zum Jahr 2050 mit einem optimierten Energiemix den klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoß um 80 Prozent auf ein Fünftel verringern kann. Dieser Mix enthält nicht einen hundertprozentigen, sondern "nur" einen gegenüber heute viermal höheren Anteil an erneuerbaren Energien, was durch den weiteren Ausbau der Wind- und Solarenergie erreicht werden soll.

Dies ist immer noch sehr ehrgeizig, da hierzu im Mittel alle zwei bis drei Kilometer ein Windrad und insgesamt um die tausend Quadratkilometer Solarzellen erstellt werden müssen, so die Professoren. Der Einsatz an nicht-erneuerbaren Energieträgern dagegen ist in diesem Szenario auf ein Fünftel reduziert.

Kein Ersatz für Kohlekraftwerke

Deutschland wird seine Klimaziele deutlich verfehlen! Es kommt nicht häufig vor, dass sich ein Vordenker der Energiewende so äußert wie Patrick Graichen, der die einflussreichste Denkschule der Energiepolitik in Deutschland leitet. Graichen sagt, kurz gefasst: Wir haben uns in einem zentralen Punkt geirrt. Die vielen neuen Windräder und Solaranlagen, die Deutschland baut, leisten nicht, was wir uns von ihnen versprochen haben. Wir hatten gehofft, dass sie die schmutzigen Kohlekraftwerke ersetzen würden, die schlimmste Quelle von Treibhausgasen. Aber das tun sie nicht.

CO2-Emissionen reduzieren

Prominente Umweltschützer, wie der langjährige Klimaforscher der US-Weltraumbehörde NASA, James Hansen, sind davon überzeugt, dass nur die Atomkraft das Klima retten kann. Angeblich produzieren die neuen Reaktoren weniger Abfall als ihre Vorgänger und sind so sicher, dass Katastrophen wie in Fukushima unmöglich werden. Nach Meinung von Jeffrey Sachs, Direktor des Earth Institute an der New Yorker Columbia Universität, sind ohne Atomstrom die CO2-Minderziele nicht erreichbar und ist der gleichzeitig wachsende Energiehunger, vor allem der Schwellenländer, nicht zu decken.

Renommierte Wissenschaftler verweisen derzeit auf die Fortschritte bei der Entwicklung der Wasserstofftechnik. Fest steht jedoch, dass Solar- und Windkraft nur ein Additiv sein werden.

Der weltweite Anteil des von Menschen verursachten CO2-Ausstoßes soll laut IPCC-Report circa fünf Prozent betragen. Der deutsche Anteil daran liegt bei 0,000057 Prozent. Das sind unsere CO2-Emissionen!

Hermann Bazlen

Lautertal

© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 29.01.2015