Windpark Klosterwald: Freudenbacher Ortschaftsrat verweigert Einvernehmen / Zweifel an Artenschutzgutachten
Über Dimension und Tempo verärgert

In Freudenbach sind Ortschaftsräte und Zuhörer gleichermaßen unzufrieden mit dem Windpark-Genehmigungsverfahren: Kritisiert wurden Mängel des Artenschutzgutachtens, nicht wirklichkeitsgetreue Visualisierungen, die riesigen Dimensionen, mangelnde Information und der aufgebaute Zeitdruck.
Freudenbach. Nein, so hatte sich der Ortschaftsrat das nicht vorgestellt, als er im Mai einstimmig der Ausweisung einer Windkraft-Konzentrationszone im Klosterwald sein Plazet gab. Damals war es den Ortsvertretern darum gegangen, einer potenziellen Einkreisung durch Windräder einen Riegel vorzuschieben. Dass jetzt im Klosterwald gleich zehn Anlagen, bei denen die Rotorblätter bis auf stattliche 200 Meter in die Höhe recken, entstehen werden, schockt sie regelrecht.
Auch wenn nur zwei der Anlagen auf der Gemarkung Freudenbach stehen werden, ist die Stimmung im Freudenbacher Gremium nicht gerade windparkfreundlich. Ortschaftsrätin Margit Gackstatter bringt es auf den Punkt: "So hat man sich's mit Sicherheit nicht vorgestellt, in dieser Dimension, mit einer Abstimmung, wenn der Rodungsbeginn schon steht."
Gehofft hatte der Ortschaftsrat aufs Artenschutzgutachten: Schließlich wissen alle, dass nicht nur Fledermäuse, sondern auch Rotmilane und Störche den Klosterwald keineswegs umfliegen. So hatte etwa Margit Gackstatter fest damit gerechnet, dass aufgrund des Rotmilan-Vorkommens nicht alle zehn Anlagen realisiert werden könnten.
Jetzt lesen die Ortschaftsräte im Artenschutzgutachten, dass etwa der Rotmilan "überall fliegt, nur nicht im Klosterwaldareal". Im Winter 2012/2013 und im Zeitfenster Frühjahr/Sommer 2013 fanden laut der vorliegenden Dokumentation die Untersuchungen statt. "Meist bei stürmischem und regnerischem Wetter", kritisiert Zuhörer Robert Bergmann, der außerdem darauf verweist, dass sich im mäusearmen Jahr auch die Störche seltener blicken ließen als üblicherweise. "Ein Gefälligkeitsgutachten", kritisiert der Jäger, der viele Unterschriften sammelte, aber auf seine Eingaben keine Antworten erhielt, wie er berichtet.
Ganz so weit wie Bergmann geht Ortsvorsteher Hartmut Hammel nicht, doch auch er, obwohl kein Vogelfachmann, wisse: "So fliegen die Vögel nicht!" Er komme sich "veräppelt" vor, wenn er über etwas abstimmen solle, das schon längst beschlossene Sache sei - bis hin zum Rodungsbeginn.
Ihm und seinen Mitstreitern im Ortschaftsrat geht das jetzt eingeschlagene Tempo gegen den Strich: Hier werde versucht, etwas mit aller Gewalt durchzupeitschen, kritisiert der Ortsvorsteher, der inzwischen auch Zweifel daran entwickelt, "ob man das noch Demokratie nennen kann". Zumindest müsse man sich nicht über Politikverdrossenheit wundern, wenn man so mit den Bürgern verfahre. Zu den massiven Zweifeln am Artenschutzgutachten gesellt sich deutliche Kritik an der Visualisierung, die im Rahmen der Informationsveranstaltung in der vergangenen Woche erstmals vorgestellt wurde: Das Bild beschönige gewaltig. Wäre der Fotograf ein paar Schritte weiter gegangen, sähe die Sache ganz anders aus. "Das Bild spottet jeder Beschreibung", kritisiert Hammel, der kräftige Unterstützung aus den Reihen der sieben ortsansässigen Zuhörer erfährt. Der Maßstab könne nicht stimmen, selbstverständlich werde man aus Freudenbach, Erdbach und Schön die Windräder viel größer wahrnehmen. Das gelte massiv auch nachts, wenn die hell blinkende Befeuerung Luftfahrzeuge auf Abstand halten soll. Bei guter Sicht wirke ja selbst die Befeuerung der rund ein Dutzend Kilometer entfernt gelegenen Gollhofener Anlagen "wie eine Weltraumschlacht". Bis zur nächstgelegenen Anlage im Klosterwald beträgt die Distanz kaum einen Kilometer.
Dass dazu bislang, weil sich die Genehmigungsbehörde noch nicht geäußert hat, noch unklar ist, ob zum Leuchtfeuer auf Nabenhöhe auch noch Lichter an den Masten kommen, verärgert zusätzlich. Dringend fordert der Ortschaftsrat in seiner Stellungnahme die Befeuerung umzurüsten, so dass nur neue Anlagen genehmigt werden, die bei Annäherung von Flugobjekten aufleuchten. Deutlich angezweifelt wird im Ortschaftsrat auch, das die für die Windkraftanlagen und den Straßenbau vorgesehenen Rodungsflächen von zunächst fünfeinhalb Hektar - ein Hektar Wald soll nach den Bauarbeiten wieder aufgeforstet werden - den Tatsachen entsprechen. Das Gremium erwartet deutlich mehr Flächenverbrauch. Bezweifelt wird auch, dass das vorgelegte Brandschutzkonzept ausreicht - und ob die Schallprognose stimme, die eine Lärmemission haarscharf unterhalb des für Misch- und Dorfbebauung zulässigen Grenzwerts von 45 Dezibel liegt, bleibe ebenfalls abzuwarten.